Evangelische Kirchengemeinde Rothenberg

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Weihnachten

und

die

Krippe

 

Ich steh an deiner Krippen hier,
o Jesu du mein Leben…

So lass mich doch dein Krippplein sein;
Komm, komm und lege bei mir ein
Dich und all deine Freuden…

 

Ich liebe dieses Lied, und genieße es, wenn möglich, seine Strophen mit der Weihnachtsgemeinde zu singen.

Es geht ein seltsame Faszination von diesem Bild aus: Gott in der Krippe. Dieses Bild erzählt uns heute davon, dass Gott sich für nichts zu schade ist, wenn es darum geht, uns nahe zu sein. Arm und klein kommt er in diese Welt. Es berührt uns vielleicht auch deshalb, weil wir es uns leisten können, unsere Kinder in Kinderbetten zu legen, ihnen ein warmes Dach über dem Kopf bereit zu halten, und ihnen ein warmes zuhause zu bieten. Ganz anders als Maria und Josef es bei der Geburt ihres ältesten Sohnes auf eine Wanderschaft erging…

Und die Engel verkündeten den Hirten, die am Rande der Gesellschaft lebten und zu den „Misfits“, den „Unpassenden“ ihrer Zeit gehörten, die frohe Botschaft mit dem Hinweis: Ihr werdet findet das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“

In Wahrheit ein schwieriges Erkennungszeichen.
Denn: welche Eltern wickeln ihr Kind nicht in Windeln?
Und die Idee, ein Neugeborenes in eine Krippe zu legen ist auch nicht abwegig…

Haben Sie eine Vorstellung davon, wie die Menschen damals in Palästina lebten? Sie müssen sich vor Augen führen, dass ein normaler und alltäglicher Haushalt keine Betten hatte, wie wir sie kennen. Sie erinnern sich an die Geschichte, in der Jesus einen Gelähmten heilt mit den Worten: „Nimm dein Bett und geh…“.
Nimm dein Bett?
Das ist nur möglich, wenn das Bett transportabel ist.
Eine Matte!

Eine zusammenrollbare Matte war in einem normalen und alltäglichen Haushalt auch deshalb hilfreich, da diese in dem üblichen einräumigen Haus zusammengerollt in die Ecke gestellt werden konnte und tagsüber niemand Versehen darauf trat oder sich oder "etwas" darauf niederließ – auch kein Huhn, keine Ziege, kein Schaf…

Ja, Sie vermuten richtig!
In dem normalen alltäglichen Haushalt lebten alle unter einem Dach! Menschen und Tiere.
Kein Tier würde ein Kind beißen. Aber darauf treten möglicherweise schon. Also war es eine sichere Form der Unterbringung, ein Kind in eine Krippe zu legen. Es war sicher und geschützt.
Keine Bodenkälte in der Nacht. Und Heu duftet! Und es ist sauber – tatsächlich ist es frei von Ungeziefer! Fragen Sie dazu mal den Betreiber eines Heuhotels!

Wie gesagt.
Eine schwierige Aufgabe für die Hirten, das Kind zu finden und es von anderen Kindern zu unterscheiden; dieses normale und alltägliche Kind, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend.

Aber genau das, macht mir die Krippe so wertvoll und lieb.
Denn ja, auch die Betten, wie wir sie heute kennen, gab es - in Palästen und Fürstenhäusern, bei den „Superreichen“, bei denen, die den Alltag von „Otto Normal“ nicht kannten – die aber die Macht und das Sagen in ihrer Hand wähnten.

Über die Zeiten hinweg sagt mir die Krippe: Gott, der die wahre Macht ist und der heilbringendes und heilsames Sagen hat, er will Anteil an meinem Alltag haben. Alltäglich bietet er mir seine Begleitung an.

Ob es vielleicht auch deshalb so schwierig ist, Gott zu finden?
Er offenbart sich im Alltäglichen.
Nicht im Palast und nicht draußen, vor der Stadt. Wir würden ihn aber so gerne im Außergewöhnlichen finden.

Erlauben Sie mir an dieser Stelle einen gedanklichen Seitensprung:
Vielleicht hätten wir Gott lieber im Außergewöhnlichen.
Schließlich ruft er die, die draußen vor der Stadt sind (und bleiben sollen?) zu sich und zu den Gewöhnlichen in die Stadt und in das Dorf.
Er holt die "Unpassenden" in den Alltag.
Seine Augen sehen nur "Passende".

Die gute Botschaft ist mir:
Ich muss nicht außergewöhnlich sein, damit Gott sich für mich interessiert.
Er ist mir im Gewöhnlichen nahe.
Alltäglich!

Darum ist mir die Weihnachtsgeschichte eine so erfreuliche Geschichte!

Frohe Weihnachten Ihnen und Euch Allen

Reinhold Hoffmann

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